Von nichts kommt nichts
„Irgendwann Vielleicht“ – dieser Gedanke begleitete Newcomerin AreZou aus München lange Zeit, wenn sie über die Musik nachdachte. Die Liebe zum gesungenen Wort war schon immer da. Sie bahnte sich ihren Weg in selbstgeschriebenen Texten, ersten Kompositionen und stimmgewaltigen Gesangseinlagen hinter verschlossenen Türen. Bis sie den Schritt ins Musikgeschäft wagte, vergingen jedoch ganze 28 Jahre. Im April erschien nun ihre erste Single „Irgendwann Vielleicht“. Sie handelt von der Leichtlebigkeit der heutigen Datingkultur und traf genau ins Herz der melancholischen Musikfreunde. Bald nun steht mit „Herz aus Porzellan“ AreZous zweite Veröffentlichung an. Ein guter Grund die Newcomerin bei einem Interview etwas besser kennenzulernen.
Der Weg ins Musikbusiness war für dich mit einigen Hürden verbunden. Erst TV-Redakteurin, jetzt Musikerin. Ein völlig neuer Anfang – das ist ein gewagter Schritt. Was war der Auslöser für diesen radikalen Schnitt in deinem Leben?
„Es gab keinen spezifischen Auslöser in dem Sinne. Seit Jahren habe ich immer wieder darüber nachgedacht, endlich mal was aufzunehmen und zu veröffentlichen, aber ich habe mich einfach nicht getraut. Mir fehlten der Mut und auch die Motivation. Mit 28 Jahren wusste ich einfach, dass es nicht mehr anders geht, und ich Nägel mit Köpfen machen muss. Ich wollte es aber nicht halbherzig angehen, sondern wenn dann mit 100 Prozent Elan. Deshalb habe ich meinen Job aufgegeben und dann erstmal drei Jahre Musik studiert, damit ich Musik auch in ihrer Theorie verstehe.“
Ein mutiger Schritt, der bestimmt nicht ganz einfach war. Was sind denn die Hürden, wenn man als Newcomerin durchstarten will?
„Da gibt es etliche! Der aktuelle Musikmarkt ist so schnelllebig und überflutet, dass es als Newcomer sehr schwer fällt mitzuhalten. Alleine auf Spotify werden täglich 30.000 Songs veröffentlicht! Diese Zahl muss man erstmal verdauen… Auch die Radiostationen machen es einem nicht leicht! Es ist als „selbstproduzierender“ Newcomer unglaublich schwer, seine Musik in die Playlists zu bekommen. Vor allem, wenn man noch so unbekannt ist. Aber es ist nicht unmöglich. Man muss einfach am Ball bleiben und darf die Motivation nicht verlieren. Die größte Hürde sind nämlich immer noch die Selbstzweifel, die man hegt.“
Da hast du dir auf jeden Fall einiges vorgenommen. Gibt es denn ein Wunschlabel, mit dem du gern zusammenarbeiten möchtest?
„FOUR Music fand ich zunächst ganz interessant, da sie viele Künstler haben, die ähnliche Musik machen wie ich. Anfangs war ich auch mit ein paar Musikverlegern im Gespräch, aber mittlerweile habe ich mein eigenes Label gegründet und ich bin sehr froh über diese Entscheidung.“
Melancholischer Pop – dein Genre ist ja schon etwas speziell. Ist deine Lieblingsfarbe deswegen grau? Was genau reizt dich an dieser Art Musik?
„Nein, die ändert sich lustiger Weise alle paar Jahre. Momentan liebe ich grau einfach. Vielleicht weil es so dezent ist. Ich würde gar nicht mal behaupten, dass es mich „reizt“ diese oder jene Form von Musik zu machen. Beim Komponieren überkommt es mich einfach, und das, was gefühlstechnisch gerade in mir vorgeht, kommt dann eben zum Vorschein. Ich hinterfrage das Geschriebene nicht, sondern mache intuitiv weiter, bis es irgendwann wieder aufhört.“
Deine Songs erzählen vom Leben, der Liebe und den tausend Gedanken dazwischen. Wie kommst du zu deinen Texten? Sind das alles Geschichten, die du selbst erlebt hast?
„Zum Großteil ja. Manchmal sind es nur Gedanken und Gefühlszustände, die mich einholen und nachdenklich stimmen. Manchmal sind es aber auch gute Gespräche mit Freunden und der Familie, die mich inspirieren.“
Deine Videos sind immer wieder sehr überraschend, wenn man an deine Songtexte denkt. Wie kommst du auf diese ungewöhnlichen Stories?
„Haha, findest du die Stories wirklich so außergewöhnlich? Meist habe ich bereits beim Schreiben und Komponieren erste Bilder im Kopf. Wenn der Song dann fertig ist, gehe ich Zeile für Zeile durch und beobachte ganz genau, was in mir vorgeht, also welche Bilder sich in meinem Kopf abspielen, während ich innerlich den Song höre…“
Dafür braucht man eine ganze Menge Fantasie. Was ist deine Lebensphilosophie?
„Oh, da gibt es einige! Meine Lebensweisheiten sind so bunt wie das Leben selbst. Es kommt eigentlich immer darauf an, in welchem Kontext man mich nach meiner Lebensphilosophie fragt. Im Moment lautet mein eindeutiges Motto: „Von nichts kommt nichts“.“
Du bist ja ziemlich fleißig und musst momentan noch alles in Eigenregie bewältigen. Wo nimmst du deine Kraft her? Was inspiriert dich?
„Das Leben an sich ist für mich die größte Inspirationsquelle! Wir Menschen sind so unglaublich vielschichtig, dass es immer wieder Neues zu entdecken und zu erfahren gibt. Am meisten inspiriert bin ich, wenn ich alleine unterwegs bin. Ich reise unglaublich gerne und verbringe viel Zeit in der Natur. In diesen Momenten fühle ich mich besonders frei und „am Leben“.“
Du bist sehr naturverbunden. War das schon immer so beziehungsweise wie bist du dazu gekommen?
„Ja absolut! Ich bin ein richtiger Freak, wenn es um die Natur geht! Manchmal fühle ich mich wie ein kleines Kind, das am liebsten vor lauter Freude aufschreien würde, wenn es in der Natur ist. Für mich fühlt es sich jedes Mal wie „nach Hause kommen“ an. Ich kann dann besonders gut abschalten, fühle mich frei, geborgen und einfach nur glücklich. Die Liebe zur Natur war eigentlich schon immer da, aber in den letzten drei Jahren ist sie noch viel intensiver geworden. Man könnte meinen, ich sei süchtig nach ihr. Sie ist neben der Musik mein größter Ruhepol und ich kann gar nicht in Worte fassen, wie dankbar ich bin, sie immer wieder aufs Neue erleben zu dürfen.“
Du bist ja auch Vegetarierin. Wie ist es dazu gekommen?
„Das ist eine sehr gute Frage! Mehr oder weniger durch Zufall. Ich habe vor einigen Jahren ein philosophisches Buch entdeckt, in dem es viel um Themen wie Solidarität, Nächstenliebe, Umwelt- und Tierschutz ging. Dieses Buch hat mich irgendwie gefesselt und ich habe es danach einfach nicht mehr übers Herz gebracht Fleisch zu essen. Meine Lieblingsgerichte sind daher alle möglichst selbstgekocht und naturbelassen.“
Da stellt sich natürlich direkt die Frage: Was ist dein Lieblingstier, und vor allem warum?
„Ich liebe alle Tiere! Naja gut, mit Insekten und Amphibien kann ich nicht so viel anfangen, aber grundsätzlich mag ich alle Tiere. Ich finde Vögel ganz toll und bewundere sie dafür, dass sie fliegen können. Das würde ich insgeheim nämlich auch gerne können. “
Und wo wir nun schon beim Fliegen sind: Bist du eher eine Eule oder eine Lerche?
„Gute Frage! Eulen sind ja eher nachtaktiv, während Lerchen richtige Frühaufsteher sind – und noch dazu Singvögel Ich bin irgendwie so ein Mittelding. Wenn ich die Disziplin hätte, würde ich jeden Morgen so früh aufstehen wie eine Lerche. Da hat man einfach mehr vom Tag.“
Nehmen wir mal an, du wärest eine Lerche und hättest mehr Zeit zur Verfügung. Gibt es eine Person, die du gern einmal treffen würdest?
„Also wenn ich wirklich die komplett freie Wahl hätte, würde ich gerne Jesus Christus treffen und interviewen. Keinem anderen Menschen wurde bislang so viel Nächstenliebe und Herzenswärme nachgesagt wie ihm. Schade, dass uns 2000 Jahre trennen. Ich hätte ihn sehr gern näher kennengelernt.“
Gibt es noch andere Personen, die dich in besonderer Weise inspiriert haben?
„Wer mich seit Jahren wirklich sehr hartnäckig inspiriert, oder besser gesagt motiviert, ist meine Cousine. Sie pusht mich wirklich enorm, wenn es um meine Musik geht. Wir telefonieren nahezu täglich und führen tolle tiefgründige Gespräche, die mich allesamt sehr inspirieren.“
Bekommst du nur von ihr Unterstützung oder hast du noch andere fleißige Helferlein?
„Gott sei Dank ja. Da kann ich mich wirklich sehr glücklich schätzen! Ich habe den Vorteil, dass einige meiner Freunde wie ich in der Kreativ- und Medienbrache tätig sind und mir zum Teil tatkräftig unter die Arme greifen. Viele meiner ehemaligen sonnenklar.TV Kollegen haben mich zum Beispiel beim Videodreh und Schnitt zu „Irgendwann Vielleicht“ unterstützt. Unglaublich wieviel Initiative und Engagement sie mir zu Liebe investiert haben. Auch meiner Freundin Katharina möchte ich danken. Sie hat mich beim Aufbau meiner Homepages & der Social-Media-Kanäle sehr unterstützt.“
Nehmen wir mal an, dass alles so gut weiterläuft. Wo siehst du dich selbst in fünf Jahren?
„Um ehrlich zu sein, kann ich mit dieser Frage nicht viel anfangen. Ich plane nicht allzu sehr im Voraus, da es erfahrungsgemäß im Leben sowieso immer anders kommt als man denkt. Ich kann höchsten hoffen und beten, dass ich in fünf Jahren glücklich mit mir und meinem Leben bin. Wenn ich bis dahin von der Musik leben kann, würde ich mich sehr glücklich schätzen.“
Gibt es etwas, das du dir von deinen Fans wünschst?
„Ja! Ich wünsche mir, dass sie ein offenes Herz haben und den Zugang zur Musik niemals verlieren.“
Ein beeindruckendes Schlusswort von einer beeindruckenden Künstlerin. Vielen Dank, dass du dir Zeit für unsere Leser genommen hast, AreZou!
Von Katharina Pils