Dein drittes Single-Release steht an. Wie fühlst du dich?
Auf jeden Fall erleichtert. So ein Release ist ja immer mit sehr viel Aufwand verbunden. Seit Monaten arbeite ich schon darauf hin, die Veröffentlichung so einwandfrei wie möglich über die Bühne zu bringen. Deshalb bin ich gerade sehr froh, dass ein Großteil der Arbeit hinter mir liegt.
Klingt nach viel Arbeit! Wie sieht es in Sachen Work-Life-Balance bei dir aus?
Wenn du dich als Künstler selbst produzierst und managst, hast du natürlich viel mehr zu tun, da du für das ganze Drumherum ebenfalls verantwortlich bist. Ich würde sagen, dass ich derzeit 80 Prozent meiner Zeit in die Musik investiere. Dafür achte ich aber darauf, dass ich meine Freizeit umso erholsamer gestalte.
Nun zu deiner Musik: Melancholisch Moll ist ein sehr außergewöhnlicher Begriff, der sich sowohl in deiner neuen Single als auch in deiner EP und sogar in deinem Musiklabel wiederfindet. Was hat es mit diesem Titel auf sich?
Melancholisch Moll hat tatsächlich eine tiefere Bedeutung für mich. Ich habe mir irgendwann einmal Gedanken gemacht, wie ich mein erstes Album nennen möchte. Mir ist an jenem Tag kein Titel eingefallen, der mich wirklich überzeugt hat. Am nächsten Morgen war plötzlich mein allererster Gedanke „Melancholisch Moll“. Der Begriff war einfach da und ich wusste ad hock, dass es die Antwort auf meine Frage nach dem Album-Titel war. Das ist aber nicht alles. Ein halbes Jahr später ist, beim Schreiben eines ursprünglich anderen Songs, plötzlich der Text zu „Melancholisch Moll“ entstanden. Ohne, dass ich überhaupt vorhatte einen Song mit diesem Titel zu schreiben. Das war wirklich spooky.
Wenn man den Titel hört, würde ich eher einen traurigen Song erwarten. Jedoch ist deine dritte Single überhaupt nicht melancholisch – und auch das Video ist alles andere als grau und eintönig. War das von Anfang an deine Intention?
Ja, absolut! Viele Menschen verbinden Melancholie leider mit einer negativen Geisteshaltung. Ich wollte mit diesem Vorurteil aufräumen und habe daher bewusst den Fokus darauf gelegt, Song und Video so farbenfroh und fröhlich wie möglich zu gestalten. Schließlich ist die Melancholie das kreative Lebenselixier aller Dichter, Denker, Poeten und Philosophen.
Apropos Philosophie: Deine Texte sprudeln regelrecht vor Tiefgang und Metaphorik. Woher kommt das?
Ich war schon immer ein sehr nachdenklicher Mensch, der alles hinterfragt hat und in allem einen tieferen Sinn gesucht hat. Die „Sehnsucht“ nach einer größeren Wahrheit trage ich schon seit meiner Kindheit in mir. Warum das so ist, kann ich dir gar nicht genau sagen, da es schon immer so war. Und ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass sich das jemals ändern wird.
Vielen Dichtern und Poeten wird nachgesagt, dass sie menschenscheu sind. Würdest du dich auch als eher zurückhaltend bezeichnen?
Ja und nein. Ich meide zwar Menschenmassen und bin nicht der Typ, der gerne an Großveranstaltungen teilnimmt, aber grundsätzlich habe ich kein Problem damit, unter Menschen zu gehen. Im Gegenteil, ich bin ja auch sehr offen und kommunikativ im Umgang mit anderen. Allerdings bin ich auch sehr gerne alleine unterwegs und verbringe viel Zeit mit mir selbst. Ich brauche das, um abschalten und neue Kraft tanken zu können.
Ich habe gehört, dass du gern Kreativreisen unternimmst. Wie genau sehen diese aus?
Absolut. Ich liebe es unterwegs zu sein und sehe in jeder Reise ein großes Abenteuer. Meine Kreativreisen dauern meist mehrere Wochen und führen mich zu den unterschiedlichsten Orten und Landschaften. Meist begebe ich mich in die Abgeschiedenheit, wo ich viel Zeit in der Natur verbringen kann. Diese Reisen helfen mir enorm dabei, mich wieder zu erden und in stressigen Phasen einen klaren Kopf zu bewahren. Aus diesen Reisen gehen im Übrigen die meisten meiner Songs hervor.
Wer oder was inspiriert dich außerhalb der Natur und deiner Reisen. Gibt es einen Künstler mit dem du gerne zusammen arbeiten würdest?
Es gibt einige Künstler, die ich wirklich toll finde und mit denen ich mir gut vorstellen könnte, zusammen zu arbeiten. Müsste ich mich auf einen festlegen, wäre es definitiv Fabian Römer! Ich bewundere ihn sehr und bin total fasziniert von seiner Musik. Er ist meiner Meinung nach der beste Songwriter im deutschsprachigen Raum und es wäre mir eine große Ehre, einmal mit ihm zu arbeiten.
Bist du deshalb nach Berlin gezogen? Du warst ja für einige Monate in der Hauptstadt. Was hat dich dorthin geführt?
Die meisten Künstler leben und arbeiten in Berlin und auch die meisten Musiklabels haben dort ihren Sitz. Ich bin nach Berlin gezogen, weil ich mich beruflich und auch netzwerk-technisch weiterentwickeln wollte. Die Zeit dort habe ich genutzt, um meine Projekte voranzutreiben. Parallel dazu habe ich eine Fortbildung bei Musicpool gemacht. Das war eine sehr wertvolle Erfahrung für mich, da ich in der Zeit viele neue Kontakte – auch in die Musikindustrie – knüpfen konnte.
Nun bist du wieder zurück in München. Wie wird es für dich weitergehen?
Meine To-Do Liste für 2019 ist sehr lang. In nächster Zeit werde ich damit beschäftigt sein, mein Release weiter zu promoten. Im Herbst steht dann die Veröffentlichung meiner ersten EP „Melancholisch Moll“ an. In diesem Rahmen werde ich dann auch auftreten und ein paar Konzerte geben. Parallel dazu arbeite ich schon an meiner zweiten EP, die ich zum Teil bereits vorproduziert habe. Und dann will ich auch noch mein 4. Musikvideo auf die Beine stellen. Wie du siehst, habe ich mir wieder einiges vorgenommen. Ihr dürft gespannt sein!
AreZou im Interview mit Katharina Pils